Die Patentdatenbank von Kein Patent auf Leben gibt einen Überblick über Anzahl der angemeldeten und erteilten Patente auf Pflanzen, Tiere und Zellen. Gleichzeitig können Sie sehen, welche Konzerne wie viele Patente anmelden und halten.

Patente auf Leben wurden vom Europäischen Patentamt seit den 1980er Jahren erteilt. Kein Patent auf Leben recherchiert regelmäßig Patentanmeldungen und Patenterteilungen. Die Zahlen stammen aus den Datenbanken des Europäischen Patentamtes GPI 2020/02 und esp@cenet.

Angemeldete und erteilte Patente

Die folgende interaktive Infografik gibt einen Überblick über Patente auf Pflanzen, Tiere und Stammzellen. Sie können selber wählen, ob Sie die Zahlen für europaweit oder weltweit angemeldete Patente sehen wollen oder für erteilte Patente. Standardmäßig werden die absoluten Zahlen pro Jahr angezeigt. Wenn Sie sich für kumulierte Zahlen interessieren, die die Summe der Patente bis zu einem bestimmten Jahr repräsentieren, setzen Sie ein Häkchen bei „kumulierte Daten“.

Sie können auswählen, welche Daten Sie miteinander vergleichen wollen. Möchten Sie beispielsweise sehen, wieviele Patente Monsanto auf Pflanzen hält im Vergleich zur Gesamtanzahl der Pflanzen-Patente, klicken Sie die Kästchen „Pflanzen“ und „Monsanto“ an. Sie können auch verschiedene Firmen miteinander vergleichen und die erzeugte Grafik auf Ihrer eigenen Seite einbinden. Ein Klick auf den Butten „In eigene Seite einbinden“ erzeugt den Code für die SVG-Grafik, den sie dann einfach in ihre eigene Seite einbinden können.


Die meisten Patente auf Pflanzen und Tiere werden zunächst weltweit bei der Weltpatentbehörde in Genf (WIPO) angemeldet (WO-Anmeldung). Diese Behörde erteilt aber keine Patente. Von hier werden die Patente weitergeleitet an das Europäische Patentamt (EPA) wenn der Anmelder entscheidet, dass das Patent in die europäische Phase eintreten und am EPA geprüft werden soll (EP-Anmeldung).

Im Jahr 2000 zeigt sich ein erster Peak. Danach ging die Zahl der Anmeldungen auf Gentechnik-Pflanzen zunächst zurück. Inzwischen steigt die Zahl der Anmeldungen wieder. Grund dafür sind eine zunehmende Anzahl von Anträgen auf konventionelle Züchtung. Aber auch Patente auf neue Gentechnik-Verfahren (Gene-Editing) spielen zunehmend eine immer größere Rolle. Etwa ein Drittel der Anmeldungen werden erteilt. Der Rest wird vom Anmelder zurückgenommen oder vom EPA zurückgewiesen.

Das Europäische Patentamt verlangt häufig, dass ein Patent in ein oder mehrere Teilanmeldungen aufgespalten wird, wenn – nach Ansicht des Prüfers – die Anmeldung mehr als eine Erfindung beinhaltet. Auch die Patentanmelder teilen ihr Patent gerne auf, wenn wichtige Teile des Patentes vom Patentamt zurückgewisen werden. Sie hoffen, dass die Richtlinien für die Patenterteilung später wieder geändert werden und sie dann ihre ursprünglichen Ansprüche durchsetzen können. So werden aus einer WO-Anmeldung oft mehrere EP-Anmeldungen.

Patente auf Pflanzen

Es werden viele Patente auf Pflanzen beantragt. Durch die Entwicklung von hybridem Saatgut wurde der Handel mit Saatgut zum lukrativen Geschäft, Patente geben eine juristische Möglichkeit, die weit über die Hybridzucht hinausgehen: Die Patente reichen vom Saatgut bis zum Lebensmittel. Und es werden nicht nur die Landwirte daran gehindert, ihre Ernte wieder als Saatgut zu verwenden, sondern die Patentinhaber können auch die weitere Züchtung blockieren.

Monsanto, DuPont – Pioneer und Dow Agrosciences waren die drei größten US-amerikanische Firmen, die gentechnisch-verändertes Saatgut verkaufen. Nun bleibt DowDuPont, mit neuem Namen Corteva Agriscience in USA. Syngenta ist an ChemChina verkauft, Bayer und BASF sind entsprechende Firmen mit Hauptsitz in Europa, in Deutschland. Mit und ohne Gentechnik kommen Bayer-Monsanto, DowDuPont und Syngenta zusammen auf über 50 Prozent Marktanteil beim kommerziell gehandelten Saatgut – Monsanto alleine schon auf etwa 25 Prozent.

Diese Firmen dominieren gleichermaßen die Saatgutmärkte in Nord- und Südamerika, in Europa, Indien und Süd-Afrika. Ihre dominierende Marktposition beruht zu einem wesentlichen Teil auf Patenten.

Patente von Bayer und Monsanto

Monsanto ist berühmt-berüchtigt für seine sehr aggressive Art seine Eigentumsrechte durchzusetzen. Findet die Firma ihre patentierten Genkonstrukte im Saatgut von Landwirten, die dafür keine Lizenzgebühren bezahlt haben, verfolgen sie  diese unter Umständen bis zum Bankrott.

Kerngeschäft von Monsanto war jahrelang das Geschäft mit den herbizidresistenten Pflanzen: Patentiertes Saatgut und Spritzmittel wurden im Doppelpack verkauft. Doch das Geschäftsmodell wird zunehmend schwieriger: Immer mehr Unkräuter passen sich an. Die Folgen: Die Landwirte bezahlen doppelt, für immer teureres Saatgut und immer mehr Spritzmittel. Auch die Umwelt und die Verbraucher gehören zu den Verlierern.

Der Zusammenschluss von Monsanto mit Bayer ist im Jahr 2018 erfolgt. Bayer hat dabei Monsanto gekauft. Damit sind auch alle Gerichtsverfahren in USA gegen Monsanto an Bayer übertragen worden.

Bayer entwickelt ähnlich wie Monsanto herbizidresistentes Saatgut und verkauft dieses im Doppelpack mit Spritzmitteln. Bayer hat nun die Firma Monsanto übernommen. Diese beiden Konzerne haben eine dominierende  Marktposition, sie sind das weltweit größte Saatgutunternehmen. Sie vermarkten etwa 30% des kommerziell angebotenen Saatgutes weltweit.

Patente von Corteva Agriscience (ehemals DuPont-Pioneer und Dow Agroscience)

Dow Agrosciences ist noch nicht so lange im Saatgutgeschäft, verfügt aber inzwischen über eine steigende Zahl von Patentanmeldungen, auch auf neue Gentechnik-Verfahren (Gene-Editing). Dow Agrosciences hat mit DuPont fusioniert. Dow ist nun Teil der neuen Firma Corteva Agriscience.

DuPont-Pioneer hatte bisher die meisten Patent-Anmeldungen auf gentechnisch veränderte Pflanzen. Nun kommt noch Dow mit dazu. Die neue gemeinsame Firma DowDuPont wird für landwirtschaftliche Produkte ab 1. Juli 2019 Corteva Agriscience heissen.

Patente von Syngenta

Syngenta ist neben dem Saatgutgeschäft besonders stark vertreten bei der Pflanzen-Chemie, bei Pestiziden aller Art. Der Chinesische Chemie-Konzern ChemChina hat Syngenta übernommen.

Patente von BASF

Die BASF ist noch jünger im Saatgutgeschäft, hat sich aber ebenfalls ein mächtiges Patentportfolio angelegt. Im Jahr 2018 hat sie die Firma Nunhems von Bayer übernommen.

Patente von KWS

Die KWS, Kleinwanzlebener Saatzucht, ist eine alte deutsche Firma. Sie ist weltweit der viertgrößte Saatguthersteller, insbesondere für Gemüse- und Getreidesaatgut. Die KWS hatte aber bisher nur wenige Patente auf Pflanzen. Dies hat sich in den letzten Jahren geändert. Sie sind gerade auch bei den neuen Technologien (Genome Editing) sehr aktiv und melden viele Patente an.

Patente auf Tiere

Patente auf Tiere werden von großen Konzernen wie Novartis genauso wie von kleineren Forschungseinrichtungen beantragt. Das Problem: Patente machen Tierversuche zum Geschäft.

Patente auf embryonale Stammzellen

Patente auf Stammzellen sind ein ethisches Problem, wenn zu ihrer Herstellung menschliche Embryonen genutzt werden. 2008 entschied das EPA, dass derartige Patente nicht mehr erteilt werden dürfen. Es gibt aber Bestrebungen, dieses Verbot zu umgehen.